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    SACHBEGRIFFE |
Deloy, Käthe

Landwirtin von Winnekendonkshof | * 1924 | † 2013

Hestert-Kreuz
Das Blumenbeet vor dem Wegkreuz unter den sechs Eichen im Hestert von Winnekendonk wurde von Käthe Deloy gepflegt. Foto: Miriam Etzold

Es ist ein Geschenk“, sagt Käthe Deloy vom Winnekendonkshof im Hestert von Winnekendonk zu Miriam Etzold, die die alte Dame im Vorfeld ihres 80. Geburtstags Mitte Mai 2004 besucht. „Das Alter spielt keine Rolle, solange man im Herzen jung bleibt.“ Mit diesen Worten überschreibt die Jubilarin ihre Geburtstagseinladung.

Käthe DeloyIn Versen verfasste sie herzliche Zeilen an ihre Gäste. Aus Blättern bastelte sie eine Ranke, die sie kunstvoll um die schwarzen Lettern legte. „Ich weiß aus nichts etwas zu machen.“ Nur leise erzählt sie von ihrem kreativen Schaffen, berichtet, wie sie die Blätter aus Papiermüll geduldig ausgeschnitten, übereinander gelegt und mit einem zarten Strich verbunden hatte. Ein Briefbogen wie gedruckt entstand.

Sie möchte Menschen eine Freude machen. „Davon lebe ich, davon zehre ich“, sagt sie. Keine einfachen Jahre liegen hinter der stets zarten, aber energischen Frau.

Käthe Deloy (2004). Foto: Monika Broeckmann

Käthe Deloy wuchs als das zweitälteste Kind von fünf Geschwistern auf dem Moosenhof in Keylaer auf. 1938 schloss sie die St.-Hubertus-Schule ab. „Ich spürte, was in mir war“, erzählt sie, „aber es war nicht die Zeit, um über meine Berufswünsche nachzudenken.“ Sie half im landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern Gerhard und Johanna Joosten. „Wohin ich gestellt wurde, erfüllte ich meine Pflicht“, sagt sie. Immer sei sie eine frohe Natur gewesen.

Aus einem Winkel ihres Wohnzimmers holt Käthe Deloy einen großen Kasten mit einem Akkordeon darin. Schon als sie 1948 die Landwirtschaftsschule besuchte, nahm sie das Instrument mit auf den Weg. Sie musizierte in der Schule und danach, wenn sie an der Hauptstraße bei Johanna Lemmen mit ihren Freunden und Freundinnen zusammensaß. „Das war gesellig“, sagt sie. „Nach dem Krieg war doch nirgendwo was los.“ Und dann sprach es sich herum, dass sich die jungen Leute am Wochenende auf dem Heuboden vom Moosenhof trafen. Sie besangen die Sonne über Capri oder den Golf von Biscaya.

Ein Mitschüler trug der hübschen Käthe besonders gerne das schwere Instrument. Es war der Bauernsohn Gottfried Deloy vom Winnekendonkshof im Hestert. Er fand die richtigen Töne.

Käthe und Gottfried heirateten im Mai 1951. Die junge Frau zog zu ihrem Mann, der mit seiner Mutter Hendrina und seiner Schwester Paula zusammenlebte. „Das Melken der damals 20 Kühe war meine Sache“, erzählt sie. „Ich war mit dem Vieh ganz verwachsen.“ Ein Tier spüre sofort, mit wem es zu tun habe. Mit Geschick kümmerte sie sich auch um die Pferde im Betrieb.

Als 1954 der erste Trecker angeschafft wurde, scheute sie sich nicht, die Maschine zu bedienen. 1952, ‘55 und ‘58 brachte sie die Kinder Martin, Hanni und Gottfried auf die Welt.

Bei aller harter körperlicher Arbeit, darf der Geist nicht untergehen“, sagt Käthe Deloy. Vor mehr als drei Jahrzehnten begann sie, ihre Gedanken niederzuschreiben. Manchmal formulierte sie nur einen Satz am Tag, dann ganze Verse, irgendwann waren es Sketche für den Karneval. Mit ihren Kindern Hanni und Gottfried begeisterte sie 1973 als Kornblume in der Bütt die Winnekendonker Narrenschar. Fünf weitere Auftritte folgten.

„Ich möchte den Menschen eine Freude machen“, wiederholt Käthe Deloy. „Ein schönes Fest gibt mir wieder Schwung und Kraft.“

Ihr Mann Gottfried starb im Dezember 1996 mit 74 Jahren. „Mir liegt die Familie sehr am Herzen“, sagt Käthe Deloy. Sie ist erleichtert, im Alter keine Verantwortung mehr tragen zu müssen. Sie genießt ihr Leben im gemeinsamen Haushalt mit ihrem Sohn Martin, ihrer Schwiegertochter Anne und den Enkelkindern Andrea und Stefan.

„Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Sonst sieht man mich oft in der Natur.“ Zu ihrem 80. Geburtstag schenken ihr ihre Gäste ein neues Fahrrad. „Die 80 ist mir zwar noch neu“, schreibt Käthe Deloy in ihrer Einladung. „Doch da steckt noch so viel drin, ich sehe das als Gewinn.“

Mit 89 Jahren ist die Bäuerin von Winnekendonkshof am 22. Juli 2013 gestorben.

Miriam Etzold

Guje Root! Gedicht von Käthe Deloy

Min Modersprook eß Kävels-Platt,
di bedüjt mej bis van Dag noch wat.
Di eß mej op et Liv geschrewe,
dor bleft se well för ömmer kläwe.

Di stätt ok - wenn man so well,
met Latin an örste Stell.
On somet sterft se ok nit üt,
sej owerläft noch ene ganze Tit.

Man fend se ok nit op de Stroot,
dat ment sogar ene Advokat.
On so kreg ek ene Weet:
Makt dor wat van - söns düt et ow leed.

Dat schockelt man
so gauw nit üt de Maue,
dat mot man ok eß örs verdaue.
Et hit ja:
Prakesiere kömmt van ärme Lüj,
bej mej däj sich all wat - ek wor so blij.
Kort entschlote on spontan,
pick ek et an de Wortel an.
On - wat den Tufall woll,
et kom so - wi et komme soll.

Jemes riep öm Hölp -
et war Holland in Not,
denn brukte drengend ene Root.
On denn koß ek öm well gäwe,
ek häb et schwart op wet geschrewe.
Sowat kömmt nit op de School,
want guje Root brucke wej allemool.

Kiek ömmer vorrüt - dat eß et best,
wat gistere wor - dat eß gewäß.
Gäft den Hokuspokus gar gen Kanz
on glöft on genne Firlefanz.
Lott et geworre - dat moj bedenke,
on lott den Hond örs gar nit henke.
Van neks kömmt neks - dat köj vergäte,
kommt nie te lat
näß Mostert nor den Äte.

Gätt ow wat där de Lappe -
nehmt et nit fin,
sowat eß van Dag doch in.
Sit vör de ärbeje nie te full,
söns gätt et ow näß „Jan Baserull“,
denn woll well - mar kreg nie den Drej,
on dat wor ene grote Schäj.

Gätt et dronder on dröwer - behalt de Röß,
söns fahrt gej met Sekerheit tägen de Pöß.
Danzt nit üt de Rej - blift op de Platt, dann düj bestemmt neks för de Katt.
Fällt ow et Dack op de Kopp -
verlott den Bölt,
bis sich wär alles hät ingespölt.

Met ene kühle Kopp on en Fuss in de Täß
stoj ow ömmer noch et best.
Met sovöl Tipps on guje Root,
kömmt alles wär int rechtege Lot.

Läwe on läwe lote -
darmet düj en gut Werk,
dat eß so seker näß et Amen in de Kerk.

Dröm läft dat Läwe - brenkt neks dörrenn,
want jönger komme wej nimmer bejenn.
Dröm blift op den Boym -

blift einfach Mens,
want ok dat schönste Blümke
verschlökert ens.

Käthe Deloy, Winnekendonkshof

© Martin Willing 2012, 2013