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Das 1996 eröffnete Schnellrestaurant sollte Mc Donald's & Co. Konkurrenz machen
Hohe Fassade im neobarocken
Western-Stil: Das neue AMPYS-Lokal an der B 9, für das
Miss Liberty (links) vergeblich um Kundschaft warb.
Dachdecker Theo Peters aus Kevelaer
spürte in der Nase die ungedeckelten Renditen in der Fast-food-World.
Den Geschäftserfolg von Mc Donald's und Burger King
vor Augen, schuf der Handwerker das Modell einer eigenen
amerikanisierten Edel-Pommesbude und betrat 1996 mit dem Kunstnamen
AMPYS - zusammengesetzt aus "American Park & Snack" - den heiß
umkämpften Markt der Kopsbratereien. Zusammen mit dem Koch Karl
Straßburger betrieb Peters dieses erste Schnellrestaurant unter den
Namen Ampys an der B 9 in Kevelaer. Viele weitere Restaurants
sollten folgen - so träumten jedenfalls die beiden Betreiber nach der
Eröffnungspremiere im November 1996.
Vor dem Ampys-Lokal mit seiner 13 Meter hohen Fassade im
neobarocken Western-Stil, in unmittelbarer Nachbarschaft zur damaligen
DEA-Tankstelle gelegen, warb Miss Liberty, eine fast
acht Meter hohe Nachbildung der amerikanischen Freiheitsstatue, um
Kundschaft. Drive-in-Besucher futterten im Auto und kleckerten
dortselbst, Fußgänger holten sich ihr Fast-food an der Theke, und ganze
Gesellschaften feierten im Keller. Dort war Platz für 100 bis 200
Partygäste.
Und alle schienen begeistert zu sein. Die neue Schnellbraterei lag im
Trend. Petersburger Klöpse, Currywurst und Frikadellen waren längst
mega-out. Whopper, Big Mac & Co. führten die
Riege der neuen Begehrlichkeiten an - allerdings nicht in Kevelaer. Um
sich diese Lifestyle-Insignien des American Way of Life - veredelte
Hackfleischscheiben zwischen labberigen Weichbrötchen - einverleiben zu
können, mussten die Kevelaerer bisher nach Geldern oder Goch fahren.
Fast acht Meter hoch, aber es reichte nicht: Die Freiheitsstatue befreite die Ampys-Betreiber nicht von ihren Existenzsorgen.
Warum Ampys von der
Zielgruppe nicht im geplanten Umfang angenommen wurde, während die
Marken-Bratereien wie Mc Donald's und Burger King im Umkreis
hervorragend liefen, konnte kaum eine Frage der Essensqualität gewesen
sein. Als bekennender Fast-food-Fan und erfahrener Klopsbraterei-Kunde
gehörte KB-Redakteur Martin Willing zu den Stammkunden von Ampys,
wo er sich so manchen Big 98 oder Chickenburger
besorgte - weil ihm die Qualität deutlich besser erschien als die in
vergleichbaren Restaurants mit den sehr bekannten Markennamen. Wer das
Zeug mochte, war bei Ampys gut bedient. Koch Straßburger
lieferte gute Arbeit ab.
Aber der Laden lief trotzdem nicht, wie jeder am mageren
Publikumsverkehr unschwer erkennen konnte. Warum nicht? Weil
professionelle Werbung fehlte, die ein breites Publikum hätte erreichen
müssen; und folglich baute sich für Ampys kein Lifestyle-Image
auf wie das von Mc Donald’s. Was bei Peters & Straßburger an
der B 9 genossen werden konnte, waren zwar Fast-food-Speisen in
Spitzenqualität, die gut schmeckten und satt machten. Aber die
mitverkauften Gefühle, von denen die Burger-Ketten so reichlich
verteilen, übertrafen kaum die, die uns bei einem Besuch in einer
stinknormalen Pommesbude heimsuchen. Das Projekt Ampys, so
wurde schon nach wenigen Monaten deutlich, war gescheitert.
Im Herbst 1996
waren
Investor und Betreiber noch guter Hoffnung: AMPYS - hier bereits mit
"Miss Liberty" als "Markenzeichen" vor dem Restaurant-Rohbau - sollte
eine Erfolgsgeschichte werden.
Schon bald nach Eröffnung im November 1996 war Dachdecker Theo Peters
ausgestiegen, Koch Karl Straßburger dagegen blieb - und verschluckte
sich: Er meldete Konkurs an, und die Küche wurde kalt. 1998 stand am
Herd ein neuer Pächter. Der Kölner warf Anfang 2001 das
Geschirrhandtuch.
Für Herbst 2001 wurde die Umwandlung in ein „Erlebnisrestaurant“
angekündigt, aber das einzige, was man hier erlebte, war die Ruhe eines
geschlossenen Lokals: Das Projekt kam über den Ideenstatus nicht hinaus.
Im Frühjahr 2003 ließ der Dachdecker sein Ampys-Wahrzeichen,
die tonnenschwere Miss Liberty, die vor dem Ex-Restaurant ihren
Arm verzweifelt zum Himmel reckte, von einem Kranwagen abholen. Und im
Sommer 2003 meldete das Handelsregister des Amtsgerichts Geldern über
die American Park + Snack GmbH, Kevelaer: „Durch Verfügung des
Gerichts vom 28.7.2003 ist die Löschung der Gesellschaft (...)
angeordnet worden“.
Noch einmal erregte - im April 2005 -
die leer stehende Immobilie Aufsehen, weil sich hier ein Laden für
Jugendmode einquartieren wollte. Das rief die Politik auf den Plan, denn
ein Einzelhandelsgeschäft an der B 9 wollte sie mit Rücksicht auf die
Innenstadt nicht zulassen.
Trostloser Anblick:
Das Dach
des Ampys-Neubaus löste sich nach gut zehn Jahren in seine
Bestandteile auf.
Statt des Textiliers zog im August 2005 ein auf weibliche Kundschaft
spezialisiertes Fitness-Studio ein. Der feinen Mucki-Bude ging bald die
Luft aus. Ende 2006 beantragte die Betreiberin das Insolvenzverfahren.
Der vor gut zehn Jahren erstellte Restaurant-Neubau löste sich langsam
in seine Bestandteile auf. Als Edelpommesbude gestartet, landete die
Immobilie als Bruchbude. Sie verschwand restlos von der Bildfläche und
machte Platz für den Discounter lidl.
Kevelaer freute sich
auf
sein erstes Fast-Food-Restaurant.