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16 Jahre mit einem neuen Herz | * 1933 | † 2002
Er war der erste Kevelaerer, an dem eine Herztransplantation vorgenommen wurde. 16 Jahre lebte Albert Aengenheyster, genannt Appa, Festkettenträger in der Marienstadt, mit dem Herzen eines anderen Menschen.
Albert Aengenheyster
mit Frau Conny.
Foto: Delia Evers
Als er ein
junger Mann war, schlug sein Herz für den Sport. Und es schlug gut.
Freunde und Gegner nannten ihn den schwarzen Blitz, denn wenn er in
seinem schwarzen Trikot lossauste, holte ihn niemand ein. 1951, mit 18,
siegte er bei der deutschen Jugendmeisterschaft über 100 m in 11,0 sec.
Sein Vater Josef war Tauschläger und hatte eine eigene Seilerei. Sie
reichte über 98 Meter von Alberts Geburtshaus an der Hauptstraße 50
(heute Bücherstube von Schwägerin Gertrud) bis zur Rathaus-Apotheke an
der Busmannstraße. 1955 gab der Vater den Betrieb auf. Der junge Albert
studierte und stieg als Bauingenieur 1963 ins Berufsleben ein, wechselte
aber bald ins Versicherungswesen und wurde Organisationsleiter bei der
DKV in Krefeld.
In Kevelaer band sich Albert Aengenheyster, inzwischen Vater von Peter
(1960), Birgit (1962) und Jörg (1965), ins gesellschaftliche Leben ein:
Bürgerschütze war er, Mitgründer des Kevelaerer Karnevalsclubs und
Mitglied in zahlreichen Vereinen.
Mit einem Schlag änderte sich 1981 alles - nach einem nicht sofort
erkannten Herzinfarkt, dessen Folgen ihn zum Invaliden machten: „Ich
konnte kaum vom Sofa aufstehen und die paar Meter zum nächsten Stuhl
laufen.“ Rettung versprach nur ein neues Herz.
Als er in ein Wartekrankenhaus in Berlin eingeliefert wurde, maßen die
Ärzte seine Lebenserwartung in Tagen. Er stand oben auf der Liste der
Herzempfänger.
Das Warten auf den Tod eines Herzspenders bedrückte ihn. Psychologische
Betreuung gab es nicht. Seine Frau Conny Aengenheyster: „Wir waren uns
selbst überlassen.“
Eines Nachts rief Albert seine Frau an: „Ich bin im Operationssaal.
Gleich geht es los.“ Das fremde Herz im Körper des hirntoten Spenders
wurde künstlich am Leben gehalten, um ein anderes Leben zu retten.
Es war erst die 25. Herztransplantation in Deutschland, kaum jemand der
Patienten lebte noch. Und jetzt waren die Voraussetzungen besonders
schlecht: Albert Aengenheyster war schon 53, sein körperlicher Zustand
katastrophal.
Als er in Berlin operiert wurde, war gerade in Kevelaer
Motorradfahrerwallfahrt. Bis zur Lichterprozession am Abend auf dem
Kapellenplatz verbreitete sich die Nachricht in Windeseile: „Albert ist
operiert. Er hat ein anderes Herz. Er lebt.“
Und
wie! „Ich konnte endlich wieder atmen“, sagte er später.
1991 trug er für die Bürgerschützen die Festkette. 2000 erhielt er als
allererster Kevelaerer im Bühnenhaus den Ehrenpreis der Stadt für
bürgerschaftliches Engagement.
Grabstätte für Appa Aengenheyster
auf dem Friedhof in Kevelaer.
Foto: Martin Willing
Er blieb für die geschenkten Jahre immer dankbar. Und er wusste, wem er
zu danken hatte: „Gern geh‘ ich in‘t Kapelleken und bete.“
Albert Aengenheyster starb am Martinstag des Jahres 2002. Er war, trotz
vieler Einschränkungen als Herztransplantierter, ein glücklicher Mensch.
Delia Evers